Der Landbote, 25. 11. 2013
Eine Eichenallee, die dem Käfer trotzen soll
Das zweite Kampfjahr gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer in Neuhegi geht zu Ende. Als Zeichen der Zuversicht haben die zwei obersten Grünen der Stadt die erste Eiche der Sulzerallee gepflanzt.
Im Sommer 2012 schlug der importierte Schädling zu, und in der Folge fällte man die eben erst gepflanzte Ahornallee an der Hauptstrasse nach Neuhegi. Gestern nun haben Stadtrat Matthias Gfeller (Grüne) und Stadtgärtner Christian Wieland zur Schaufel gegriffen und die Ersatzpflanzung begonnen. Zerreichen, eine Baumart aus dem Süden, hat Wieland ausgewählt, weil sie noch nie vom Asiatischen Laubholzbockkäfer befallen worden seien und sowohl Trockenheit als auch Wärme ertragen.
Die Bäumchen werden nicht sehr tief gesetzt in nicht allzu humusreichem, kiesigem Boden; zwei Bewässerungsschläuche in unterschiedlicher Tiefe sollen dafür sorgen, dass sie umso tiefer Wurzeln schlagen. Zwei bis drei Jahre wird oben bewässert, dann muss die Pflanze von weiter unten ihr Lebenswasser beziehen. Und nach etwa acht Jahren muss sie selber für sich sorgen. Rund acht Jahre alt sind sie schon, die 136 kleinen Zerreichen, die bald den Namen Sulzerallee rechtfertigen sollen. Gegen 1000 Franken kostet das Stück.
11 Larven, alle in der Fokuszone
Die Pflanzaktion für die Fotografen war nur ein Nebenaspekt, um die Medienleute nach Neuhegi zu locken. Hauptzweck waren Rück- und Ausblick am Ende des zweiten Käferjagdjahres.
- Im Frühling und jetzt im Herbst (bis 15. Dezember) galt die Aufmerksamkeit der 150 Hektaren grossenFokuszone, im Sommer nahmen die Baumpfleger die viel grössere Pufferzone genauestens unter die Lupe. Teilweise wurden sie unterstützt durch Spürhunde, die Käferlarven erschnüffeln können. Käfer gabs in diesem Jahr keine, denn sie entwickeln sich im Zweijahresrhythmus. Elf Larven aus der Fokuszone wurden durch genetische Untersuchungen eindeutig als Asiatische Laubholzbockkäfer identifiziert. Sie wären nächstes Jahr ausgeflogen. Zwei Larven fand man am Rand des Ohrbühl-Waldes, zwei im Gehölz, wo «Karl’s kühne Gassenschau» spielte, einige mehr im Gebiet Reismühleweg.
- Rund 8000 Stunden wendeten die Baumpfleger auf, zu einem Drittel jene der Stadtgärtnerei, zu zwei Dritteln solche von privaten Firmen. Bis Ende Jahr betragen die Kosten gegen 900?000 Franken, woran der Kanton etwa zwei Drittel beisteuern werde, so Wieland.
Verhaltensregeln beachten
Innerhalb der Fokuszone gelten auch für Private
strenge Sicherheitspflichten. In Weiden und sämtlichen Ahornarten, so hat sich gezeigt, legt der Schädling seine Eier am liebsten ab. Birken, Pappeln, Platanen und Rosskastanien gelten ebenfalls
als anfällig. Für alle diese Baumarten gilt derzeit ein Pflanzverbot. Weiterhin gültig sind diese Vorschriften: Schnittgut von Gehölzen und Bäumen aus der Fokuszone darf diese nicht verlassen. Es
muss zur Sammelstelle beim Kreisel am Ende der Sulzerallee gebracht werden. Bei Brennholz ist auf Larvengänge zu achten, Verdachtsfälle sind der Stadtgärtnerei zu melden.
Stadtrat Gfellers Stimmung am Tag nach dem Biorender-Erfolg an der Urne war bestens. Er scherzte und wollte die Eichenpflanzung als «Zeichen der Hoffnung» verstanden wissen: «Wir lassen uns vom
Käfer nicht einschüchtern.» Entwarnung konnten Gfeller und Wieland aber nicht geben. Weil man dieses Jahr wieder Larven gefunden hat, verlängert sich der vom Bund verfügte Überwachungszeitraum
bis mindestens 2017. Im Verlauf des Winters werden weitere 60 Bäume gefällt, bei denen die Spürhunde mehr als nur einmal angaben und die deshalb als «befallsverdächtig» gelten.
Martin Gmür