Winterthur, der Landbote, 18. Juli 2014

Capricorne Asiatique / Asiatischer Laubholzbockköfer
Capricorne Asiatique, Bild: Der Landbote

Drei Baumpfleger zeigen den Romands, wie man den «capricorne asiatique» jagt 

 

 


Die Stadtgärtnerei hat drei Baumpfleger als Krisenmanager nach Marly FR geschickt. Dort koordinieren sie die ersten Kampfmassnahmen gegen den Laubholzbockkäfer, der eine Woche zuvor entdeckt wurde. Die drei haben Erfolg.

18.07.2014

Er ist grösser und hat gelbe statt weisse Punkte. Wie seinen Pendant aus Winterthur ist aber auch er äusserst gefrässig. Über hundert Asiatische Laubholzbockkäfer wurden vor einer Woche im Städtchen Marly FR allein an einem Baum gezählt. «Gerade gehen wir dem Hinweis eines Anwohners nach, der einen Käfer auf seinem Balkon erspäht haben will», sagt Stefan Rütten.  Rütten leitet das dreiköpfige Baumpflegerteam, das die Stadtgärtnerei kurzfristig nach Marly entsandt hat. Vor zwei Wochen erst haben sie ihr dreimonatiges Monitoring in der Sulzerallee in Neuhegi abgeschlossen. Während sie in der Fokuszone Winterthurs nicht einmal mehr ein Käfer-Ei fanden, sind die Spuren in Marly breit gestreut. Befallenen Ahorne und Kastanienbäume waren voll von Larven, Eiern und Ausflugslöchern. «Uns war klar, dass wir helfen, und zwar sofort», sagt Peter Hirsiger von der Stadtgärtnerei. Tags dar­auf sicherte man der kantonalen Stelle für Pflanzenschutz die Unterstützung zu – drei Tage später, am Montag, waren die drei Baumpfleger bereits vor Ort. Die Zeit drängt jeweils. Zwischen Juni und Ende August fliegen die Käfer aus und legen Eier. «Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie viel ein gutes Krisenmanagement wert ist, gerade in der Anfangsphase», sagt Hirsiger.  Baffe Gesichter in Marly  Die Mission der drei Gesandten war von Beginn weg klar. Zusammen mit dem Team vor Ort sollten sie erste dringliche Massnahmen einleiten und koordinieren. Baumpfleger Stefan Rütten war schon im Sommer 2012 an vorderster Front dabei, als bei der Sulzerallee in Neuhegi der Käfer entdeckt wurde. Auch in Winterthur waren die Behörden anfangs überfordert. 

In Marly ist die Ausgangslage noch viel prekärer. Die Stadt hat keine eigenen Baumpfleger. Sie muss ihre Fachkräfte aus der Region zusammenziehen. Hinzu kommt, dass sich der Käfer in einer gut begrünten Wohnzone und nicht auf einem Industrieareal eingenistet hat. «Hier ist es schwieriger, die Fokuszone abzustecken», sagt Rütten. Das sei die erste und wohl wichtigste Instruktion gewesen, die er dem zehnköpfigen Suchtrupp erteilt habe: erst ausschwärmen, jedem Hinweis nachgehen und das Fokusgebiet eingrenzen. Danach erst folgt das Monitoring, bei dem Baum für Baum untersucht wird. Die drei Baumpfleger unterstützten den Einsatz auch logistisch – mit Merkblättern, Einsatzlisten und einer Hotline, die man einrichtete. Als sie die Gemeindevertreter einweihten, dass ein vierjähriges Monitoring auf sie wartet, seien diese «schon etwas baff» gewesen.  Während Rütten und seine Kollegen auch in Baumkronen suchten, kon­zen­trier­ten sich zwei Suchhunde auf die Spuren am Boden. Auch Schnüffelnase Maisha, die schon in der Sulzerallee Larven aufspürte, half mit. Ohne messbaren Erfolg allerdings. Die zwanzig Käfer, die man in dieser Woche fand, haben der Suchtrupp und diverse Anwohner eingesammelt. Ja, der Einsatz sei ein Erfolg gewesen, sagt Rütten. Alles laufe nun in geordneten Bahnen. Ganz zufrieden ist er aber nicht. Zu viele Fragezeichen bleiben. Viele der Hauptwirtsträger im Suchgebiet seien nicht befallen. Und doch tauchen verstreut immer wieder neue Käfer auf. Des Danks einer ganzen Region können sich die drei Baumpfleger aber gewiss sein. «Sie haben uns in einer Notsi­tua­tion geholfen. Schnell, effektiv und engagiert», sagt Dominique Ruggli vom kantonalen Pflanzenschutzdienst. Winterthurs Steuerzahler zahlen nicht mit. Die Stadtgärtnerei stellt eine Rechnung aus.

Till Hirsekorn

(Erstellt: 18.07.2014, 00:00 Uhr)