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Asiatischer Laubholzbockkäfer | 18.07.2013 Freiburger Nachrichten

«Wir müssen ganz sicher gehen»

Neben den Spürhundeteams stehen auch speziell ausgebildete Baumpfleger im Einsatz. Bild Aldo Ellena
Neben den Spürhundeteams stehen auch speziell ausgebildete Baumpfleger im Einsatz. Bild Aldo Ellena

Der Asiatische Laubholzbockkäfer verschaffte Brünisried im September 2011 zweifelhafte Berühmtheit. Zum ersten Mal wurde auf Schweizer Boden der invasive Schädling nachgewiesen. Und die Suche nach Käferspuren dauert weiter an.

«Wenn während vier Jahren nach einem Käferbefall kein weiteres Exemplar gefunden wird, kann der Befall als getilgt angesehen werden», erklärt André Chassot vom Kantonalen Pflanzenschutzdienst. Die vom Bund herausgegebenen Richtlinien zur Bekämpfung des Asiatischen Laubholzbockkäfers (ALB) sehen damit für die Befallszone im Senseoberland noch Nachkontrollen bis 2015 vor. «In diesem Sommer sind wir bereits das zweite Mal in Brünisried», sagt Chassot am Mittwochmorgen und zeigt auf den Grund für den weiteren Besuch: Einen Baumstrunk.

 

Keine eindeutigen Spuren

 

Bei einer ersten Kontrolle im Juni dieses Jahres war den drei eingesetzten Spürhundeteams ein über 100 Jahre alter Bergahorn ganz besonders aufgefallen. «Die drei Hunde haben unabhängig voneinander eindeutiges Interesse am Baum gezeigt», erklärt Daniel Hagemeier. Der Spürhundeführer ist Teammitglied eines auf die ALB-Suche spezialisierten Zusammenschlusses von Hundeführern. Zurzeit unterstützt er den Freiburger Pflanzenschutzdienst in Brünisried bei dessen Suche nach dem invasiven und aus Asien eingeschleppten Holzschädling.

Vor einem Monat hatten zwei ausgebildete Baumpfleger während mehrerer Stunden die dichte Krone des von den Spürhunden angezeigten Bergahorns durchforstet, dabei aber keine eindeutigen Spuren entdecken können. Das Team entschied sich deshalb dafür, den Baum zu fällen. «Das hat uns sehr geschmerzt. Aber wir müssen ganz sicher gehen», sagt André Chassot.

Der gefällte Baum wurde zerkleinert und Stück für Stück unter die Lupe genommen. Weil vor Ort weder Ausbohrlöcher, noch Reifungsfrass- oder andere Käferspuren eindeutig nachweisbar waren, sandte der Pflanzenschützer Holzproben des gefällten Bergahorns an die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft. Die in Birmensdorf ansässige Institution setzt sich in besonderem Masse mit den ALB-Befällen auf Schweizer Boden auseinander. Das Resultat dieser Untersuchung steht noch aus.

 

Weitere Stichproben nötig?

 

Weil die Hunde über äusserst sensible Spürnasen verfügten, sei es deshalb durchaus möglich, dass sie im Juni auf nicht ausgeschlüpfte Eiablagen oder verendete Käferlarven reagiert hätten, wie Hagemeier erzählt. «Es macht aber durchaus Sinn, die nähere Umgebung des Bergahorns noch einmal zu untersuchen. Zumal in genau dieser Zone im Herbst 2011 ein Baum als Wirt deklariert und deshalb gefällt werden musste.»

Das aus zwei Baumpflegern, zwei Hundeführern und drei Hunden bestehende Team konzentriert sich in seiner Suche vom Mittwoch deshalb auf in der Nähe des gefällten Bergahorns gelegene Laubbaumgruppen und die Gärten eines benachbarten Wohnquartiers. Denn obwohl der ALB gewisse Baumarten lieber befalle als andere (siehe Kasten), kämen schlussendlich doch alle Laubholzarten infrage, wie Chassot erklärt: «Nur für Nadelhölzer scheint sich der träge Käfer nicht zu interessieren.»

 Die relative Faulheit des Käfers sei der grosse Vorteil, den der Pflanzenschutzdienst im Kampf mit dem Schädling habe: «Der Käfer legt kaum grössere Distanzen im Flug zurück. Nachdem er dem Larvenstadium entwachsen ist, befällt er den erstbesten Wirtsbaum», weiss Chassot. Aus diesem Grund müsse auch genau überlegt werden, wie viel man in Zukunft noch in die zeit- und kostenintensive Suche investieren wolle.

Während in der Fokuszone–im Umkreis von 200 Metern um die Fundorte von 2011–viel und genau gesucht worden sei, bestehe in der Pufferzone–im Umkreis von zwei Kilometern um den ersten Fundort–allenfalls noch gewisser Bedarf, meint Chassot: «In diesem Gebiet können nur Stichproben durchgeführt werden. Und die Chancen, wirklich etwas zu finden, sind sehr gering, es ist wie die berühmte Suche nach der Nadel im Heuhaufen.»

 

Autor: Miro Zbinden